Bambus Spezial

   Bambus Spezial
Bambus gewinnt in den Gärten immer mehr an Bedeutung. Zurecht! Denn es gibt nur wenige Pflanzenarten, die vergleichbar vielseitig eingesetzt werden können. Vom Flächendecker über das Solitärgehölz bis hin zu Wind- oder Sichtschutzhecken finden die unterschiedlichen Bambusarten Verwendung in unseren Gärten. Deshalb ist der Pflanzung und Behandlung von Bambus hier ein umfassendes Kapitel gewidmet, das Ihnen ein bischen helfen soll, die für uns Europäer noch verhältnismaßig "neue" Pflanzenart besser zu verstehen.
Wachstum
 
Das Wachstum von Bambus unterscheidet sich von unseren heimischen Baum- und Straucharten in einem ganz wesentlichen Punkt: Unsere heimischen Gehölze legen an Größe zu, indem sie jährlich aus den Knospen ihrer vorhandenen Triebe neue und längere Triebe bilden. Beim Bambus dagegen, wachsen die ausgebildeten Jahres-Halme im Folgejahr nicht mehr weiter. Im Laufe der Jahre werden sie unansehnlich und sterben irgendwann ab. Stattdessen schiebt der Bambus bis ans Ende seiner Tage immer wieder neue Halme aus seiner Wurzel. Diese neuen Halme werden mit der Zeit immer länger als die vorigen – so lange, bis der Bambus seine maximale Wachstumshöhe erreicht hat. Bei guten Bodenverhältnissen und guter Pflege kann dies schon 3 bis 4 Jahre nach der Pflanzung der Fall sein. Die meisten Bambusarten wachsen aber nicht nur in die Höhe, sondern über sogenannte „Wurzelausläufer“ auch in die Breite. Auch aus diesen Wurzelausläufern bilden sich neue Halme. Auf diese Weise ist selbst ein einzelner Bambus in der Lage, nach und nach große Flächen zu besiedeln. Wenn Sie Ihrem Bambus diese Besiedelungsfreiheit nicht gestatten wollen, müssen Sie ihn mit einer Wurzelsperre in den gewünschten Grenzen halten. Nur die sogenannten „horstbildenden Bambusse“ bilden keine Wurzelausläufer. In unseren Regionen sind dies zur Zeit fast nur die Arten von Fargesia. Der Bambus beginnt sein Jahreswachstum im Mai. Zuerst schiebt er einen kahlen Halm bis zu dessen Endhöhe. Erst danach bildet er an diesem Halm die Blätter aus. Ab August/September stellt er sein Wachstum wieder ein.
Standort
 
Die meisten Bambusarten sind sehr anspruchslose und widerstandsfähige Gesellen und kommen deshalb mit nahezu allen pflanztauglichen Standorten zurecht. Ideal ist jedoch ein Standort an einem windgeschützten und sonnigen bis halbschattigen Platz. Der Boden sollte locker, sandig-lehmig bis humos sein. Schwere und undurchlässige Lehmböden lockern Sie deshalb z.B. mit Sand auf. Reine Sandböden dagegen verbessern Sie mit lehmiger Erde, Kompost oder speziellen Bambus-Pflanzsubstraten. Der Bambus liebt eine gute und regelmäßige Wasserversorgung. Vermeiden Sie aber jede Form von Staunässe, denn das mag er überhaupt nicht. Staunasse Böden sollten Sie deshalb vor der Pflanzung drainieren. Die von uns angebotenen Gartenbambus-Arten vertragen keine Überwinterung in Wohnräumen.
Pflanzung
 
Bambus können Sie außerhalb der winterlichen Frostperioden über das ganze Jahr pflanzen. Falls Sie später als Oktober pflanzen, kommt dem Winterschutz besondere Bedeutung zu. Bei einer Pflanzung in den Sommermonaten beachten Sie bitte den erhöhten Wasserbedarf von Bambus und wässern regelmäßig. Wenn der Bambus seine Blätter rollt, dann macht er Ihnen damit klar, dass Sie ihn mit Wasser vernachlässigt haben. Nach einer ordentlichen Wässerung wird er seine Blätter wieder aufrollen. Sofern Sie ein unkontrolliertes Ausbreiten des Bambus über Wurzelausläufer verhindern wollen, bauen Sie an den Ausbreitungsgrenzen eine Wurzelsperre (=Rhizomsperre) ein. Diese finden Sie mit Erklärungen ebenfalls in unserem Shop-Angebot. Falls Sie Ihren Bambus in einen Kübel pflanzen wollen, dann wählen Sie ein Gefäß, das mindestens drei Mal soviel Inhalt besitzt wie das bisherige. Für den später vorzunehmenden Winterschutz erweist es sich oft als zweckmäßig, wenn Sie die Pflanze nicht direkt in ein teures Keramikgefäß einpflanzen. Stattdessen pflanzen Sie in ein einfaches Kunststoffgefäß und stellen dieses in den Keramikkübel ein. Zum Überwintern lassen Sie die Pflanze im einfachen Gefäß draußen (siehe Winterschutz) und den teuren Keramiktopf stellen Sie über den Winter in den Keller. Darüber hinaus beachten Sie bitte die allgemeinen Pflanzregeln, die für jede andere Pflanzenart auch Gültigkeit haben und die Sie im entsprechenden Kapitel „Pflanzregeln“ finden.
Rhizomsperre Wurzelsperre
 
Unterschätzen Sie nicht die Wuchskraft Ihres Bambus, besonders auch seiner Wurzeln! Schon 2 bis 3 Jahre nach der Pflanzung bilden nahezu alle Bambusarten mit Ausnahme der Fargesien starke Wurzelausläufer (= Rhizome), aus denen neue Triebe sprießen. Wenn Sie diese Wurzelkraft nicht zäumen, könnte Ihr Garten in etlichen Jahren aus nur noch einer Pflanze bestehen, nämlich aus diesem einen Bambus. Gefährlich werden die bis zu 50 cm tief wurzelnden Bambuswurzeln auch Ihrem mit Teichfolie ausgelegten Gartenteich und dem Nachbargrundstück.
Begrenzen Sie also das Wurzelwachstum Ihres Bambus mit einer gewissenhaft gebauten Wurzelsperre oder pflanzen Sie einen „horstbildenden“ Bambus aus der Gattung Fargesia.

pflanzung_bambus rhizomsperre

   
Quelle: aus www.pflanzanleitung.ch

Sie benötigen dazu eine stabile schwarze PEHD-Folie (Polyethylen), die mindestens 60 cm hoch und 1,5 mm stark sein sollte, sowie eine Alu-Verschlussschiene. Eine dünne Teichfolie ist absolut ungeeignet!

rhizom-sperre-2Legen Sie fest, welche Grenzen Sie Ihrem später einmal ausgewachsenen Bambus oder Ihrer Bambusgruppe gewähren wollen. An dieser Grenze ziehen Sie einen Graben, der mindestens 60 cm tief sein soll, damit die Wurzeln nicht mehr in der Lage sind, unten hindurch zu kriechen. Ziehen Sie die Folie in den Graben ein. Achten Sie darauf, dass die Folie noch 3 bis 5 cm aus dem Graben herausschaut, sonst klettern Ihnen möglicherweise Wurzeln über die Folie. An überlappenden Stellen muss die Folie mit der Aluschiene gut verschlossen werden. Die jungen wurzeln würden sonst das kleinste Loch zum Hinausschlüpfen benützen. Schütten Sie den Graben wieder auf und treten die aufgeschüttete lose Erde gut an.
Alternativen zur Folie: Lichtwellprofil (wie es üblicherweise zum Abdecken von z.B. Carports verwendet wird), Betonring oder Plastikübel, jeweils mindestens so tief, wie bei der Folie angegeben.
Pflege, Düngung und Schnitt
 
Bambus hat einen hohen Nährstoffbedarf. Deshalb düngen Sie ihn ab April regelmäßig mit einem Stickstoff haltigen Dünger. In unserem Sortiment finden Sie spezielle Bambusdünger. Ab August stellen Sie die Düngemaßnahmen ein, damit die Pflanze gut ausgereift in den Winter kommt. Der Bambusschnitt ist eine Verjüngung nach frühestens 2 bis 3 Standjahren und erfolgt im Frühling und im Sommer, durch das „Auslichten“. Dabei entfernen Sie in erster Linie alte und unansehnliche Halme, indem Sie diese bis zum Boden abschneiden. Beim Auslichten dürfen Sie aber durchaus auch jüngere Halme entfernen, wenn diese insgesamt zu dicht stehen. Starke und kräftige Halme lassen Sie stehen, soweit sie nicht zu eng beieinander sind. Keine Angst vor zu starkem Auslichten! Je mehr Halme Sie entfernen umso mehr und stärkere Halme kommen nach. Der Rückschnitt an einer geschlossenen Bambushecke ist eine Frage des persönlichen Geschmacks. Optisch ansprechender als eine zurückgestutzte Bambushecke ist sicher die Alternative, dass Sie sich von vornherein eine Bambusart für Ihre Hecke aussuchen, deren Endhöhe Ihren Vorstellungen entspricht. Eine Bambushecke benötigt nur einen Rückschnitt im Jahr. Diesen nehmen Sie gleich nach dem abgeschlossenen Austrieb (Anfang Juni) vor und schneiden den Bambus bis auf Ihre Wunschhöhe ab. Boden- oder flächendeckende Bambus schneiden (oder mähen) Sie jedes Jahr stark zurück.
Winterschäden
 
Die meisten der bei uns vorkommenden und in unserem Angebot enthaltenen Bambus- Arten vertragen Wintertemperaturen bis –30 Grad. Bambus ist jedoch ein immergrünes Gehölz, das deshalb auch im Winter Wasser verdunstet. Wenn er sich im gefrorenen Boden nicht wieder mit Wasser versorgen kann, kommt es zu Trockenschäden. In der Regel erfriert Bambus also nicht, sondern er vertrocknet! Sie können 3 Schadbilder unterscheiden:
1.) vertrocknete Blätter: Wenn die Blätter ihre Farbe verlieren und abfallen ist das nicht sehr tragisch, denn bei Neuaustrieb im Frühjahr bilden sich neue Blätter.
2.) vertrocknete Halme (erkennbar an einer blassen und fahlen Farbe der Halme): Die Halme werden beim Neuaustrieb durch neue Halme aus der Wurzel heraus ersetzt. Die vertrockneten Halme entfernen Sie, wie bei „Schnitt“ beschrieben.
3.) vertrocknete Wurzel: Dies ist der eigentliche, aber selten auftretende Kapitalschaden bei Bambus. Er tritt hauptsächlich bei Bambus auf, der draußen im Kübel überwintert wird oder wenn unausgereifter Bambus sehr spät vor Wintereintritt noch gepflanzt wird. Die Folge ist ein kümmerlicher Neuaustrieb im Frühjahr oder sogar ein gänzliches Absterben der Pflanze.
Winterschutz
 
Einen Winterschutz empfehlen wir ganz besonders bei neu gepflanztem Bambus, denn dieser ist noch besonders empfindlich. Außerdem sollten Sie einem Bambus, der im Kübel gepflanzt ist grundsätzlich, also auch in späteren Jahren, einen Winterschutz geben. Die Wurzel des im Gartenboden ausgepflanzten Bambus schützen Sie mit einer 15 bis 30 cm dicken Schicht Mulchmaterial, die Sie im Wurzelbereich aufdecken. Wenn Sie dafür trockenes Laub verwenden, dann sollten Sie dieses noch etwas beschweren (z.B. mit Zweigen) damit es der Wind nicht  davonträgt. Rindenmulch sollten Sie für den Winterschutz nicht verwenden, es ist aus verschiedenen Gründen ungeeignet. Falls Sie auch die oberirdischen Bambusteile schützen wollen, so stülpen Sie der Pflanze ein atmungsaktives Wintervlies über. Einen Bambus im Kübel stellen Sie über den Winter in eine geschützte Hausecke (draußen!). Den Kübel umwickeln Sie mit Noppenfolie oder Kokosmatte. Bei sehr tiefen Außen- temperaturen hilft das Überstülpen eines atmungsaktiven Wintervlies und/oder das gelegentliche Gießen mit lauwarmem Wasser gegen ein Vertrocknen von Halmen und Blättern. Einen Bambus im Kübel können Sie auch wirkungsvoll überwintern, indem Sie ihn im Herbst auspflanzen.
Bambusblüte
 
Bambusse blühen in Intervallen von ca. 100 bis 120 Jahren. Es ist bis heute nicht erforscht, wodurch diese Intervalle gesteuert sind. Mit seiner Blüte verausgabt sich der Bambus in einem Maße, dass er danach zumeist abstirbt. Ausnahmen bilden die Pleioblastus, die mit der Blüte kaum Schaden nehmen. Auch Phyllostachys kann man mit Rückschnitt und guter Düngung wieder zum Austrieb bringen.